Machbarkeitsstudie: Bot mit Radnabenmotoren

  • Radnabenmotoren wurden hier im Forum bislang völlig vernachlässigt. Warum eigentlich?

    Diese Motoren haben ein großes Drehmoment und die Notwendigkeit einer Getriebestufe bzw. Antriebsketten entfällt.
    Allerdings werden diese oft mit 48V betrieben, was hier wohl ebenso exotisch wie der Motor ist.
    Ich habe mir einige Radnabenmotore angesehen und bin auf ein Standardmodell der Chinesen gestoßen, welcher regelmäßig in Elektroroller verbaut wird (ab 160$ zzgl. Zoll):

    48V/2,5kW (3kW Peak)
    Anfahr-Drehmoment ca. 52Nm bei 60A
    Gewicht: 15kg (Komplettrad)
    Raddurchmesser: 40cm

    Egal ob 2Rad-Bot od. mehr, warum wurde ein Radnabenmotor bislang nicht eingesetzt? Liegt es an der Größe, oder an der komplexeren BLDC-Ansteuerung? Vollgummiräder für 10" müßten sich doch auftreiben lassen.

    Ich jedenfalls finde Radnabenmotore hochinteressant und könnte mir vorstellen, damit mal was Bot-mäßiges aufzubauen...

    • Offizieller Beitrag

    Ist doch ganz einfach Motor Gewicht von 15Kg reicht doch schon!

    Das sind bei 2 Motoren 30Kg, der gesamte Bot darf aber nur Maximal 100Kg wiegen!

    Meine PMG 080 Scheibenläufer Motoren wiegen nur je 3,5Kg haben bei 24V, 78A Strom, Drehzahl beläuft sich dann auf ca. 6.500 U/Min, Drehmoment 2,4Nm, Leistung liegt bei 1,6KW!

    Das Problem ist wirklich das Gewicht, Standard mäßig wiegen alle Motoren bei uns um die 3,5Kg das Stück auch die Bosch GPA 750 liegen in diesen Bereich, mehr ist kaum möglich wenn du einen guten Bot bauen möchtest, Hinzu kommt auch noch das das Regelwerk vorschreibt, das eine Aktive Waffe verbaut sein muß, mal abgesehen davon das man ohne Waffe als reiner Pusher eh keine Chance hat bei den 100Kg Maschinen, also muß ein 3 Motor mit eigeplant werden oder Pneumatisch ein Zylinder, da kommt man nie auf ein Effektives System, wenn der Antriebsmotor allein schon pro Stück 15 Kg wiegt! :tongue:

    Mittlerweile aber gehen auch ziemlich viele wenn Sie neu bauen auf diesen Motor...

    http://www.robotmarketplace.com/products/0-A28-400.html

    AmpFlow A28-400 Motor, Gewicht ca. 3,129 Kg der Rest der Daten findest du auf der Seite! ;)

  • Zitat

    Original von IceMaster
    Ist doch ganz einfach Motor Gewicht von 15Kg reicht doch schon!

    Das sind bei 2 Motoren 30Kg, der gesamte Bot darf aber nur Maximal 100Kg wiegen!


    OK, dass ist ein gewichtiges Argument. Ich habe das Reglement nicht im Kopf und war doch irrtümlich der Meinung, ein "Heavy" müßte MINDESTENS 100kg wiegen... :D
    Sogesehen ist das Gewicht wirklich ein KO-Punkt und die Vorteile treten in den Hintergrund. Mein Rollermotor war auch ein nicht optimiertes Beispiel, diese Kompletträder sind wirklich sehr schwer, die Chinesen bauen die Motore offenbar "aus dem Vollen...".
    Aber es gibt doch auch viel effektivere Radnabenmotore mit höherem Wirkungsgrad und geringerem Gewicht, welche z.B. im Radsport Einsatz finden.
    Ich war lediglich verwundert, dass hier offenbar niemand mal den Einsatz testweise durchgeführt hat.
    Vielleicht ist aber tatsächlich das Gewichts-/Leistungsverhälnis zu ungünstig für einen (Schau-)Kampfbot.

    Zusatz / edit:

    Ich habe gerade nochmal "auf die Schnelle" nachgesehen und eine verbesserte Variante gefunden:

    Radnabenmotor 2kW bei nur 5,5kg

    Die Daten lesen sich zunächst nicht schlecht:

    - Brushless
    - Direct Drive
    - Maintenance free
    - From 250Watt to 2000 Watt output power / auch wieder vom Controller abhängig
    - Voltage range 24Volt - 72 Volt
    - High efficienty 86%
    - Wide range of high efficenty
    - Waterproof
    - Offroad proofed
    - Disc brake for front and rear wheel
    - Weight: 5.5kg

    Das sind dann nur noch 2kg Unterschied zum 3,5kg-Standardmotor und Ketten, Umlenkrollen, Getriebestufen, Kettenspanner, etc. entfallen außerdem.
    Zudem gibt es Drehmoment (fast) ohne Ende, welches nur noch durch den Controllerstrom begrenzt wird...
    .

    Einmal editiert, zuletzt von Lars (13. Oktober 2013 um 12:44)

    • Offizieller Beitrag

    Genau sagen ob es jemand schon gemacht hat, kann ich nicht, dafür ist die Szene zu groß und zu unübersichtlich, allein in England gibt es Rund 200 Teams die Roboter bauen, zumindest war es 2004 zur Serie 7 noch so, bis Heute hat sich da nicht viel geändert, Weltweit gerade Amerika hab ich keinen Überblick wie viele Teams es gibt und was Sie so alle machen, wenn man mal die Teams nimmt die eine eigene Homepage haben, ist das im Verhältnis dazu gerade mal nee Hand voll wo man genauer nachlesen kann was alles verbaut ist!

    Kann also sehr gut sein das schon jemand mal oder sogar derzeit Radnabenmotoren verbaut hat, sagen kann ich dir das auch nicht! :tongue:

  • Zitat

    Original von IceMaster
    Meine PMG 080 Scheibenläufer Motoren wiegen nur je 3,5Kg haben bei 24V, 78A Strom, Drehzahl beläuft sich dann auf ca. 6.500 U/Min, Drehmoment 2,4Nm, Leistung liegt bei 1,6KW!


    Habe gerade nachgelesen, dass der PMG bei 115A bis zu 3,5Nm an der Welle erzeugt. Welche Untersetzung setzt Du denn konkret ein?
    Der von mir z.Zt. favorisierte Radnabenmotor würde bei 115A bis zu 80Nm erzeugen, zumindest solange die Motorwicklung nicht durchbrennt...
    Du bräuchtest beim PMG etwa eine Untersetzung von 23:1 um ein vergleichbares Drehmoment von 80Nm zu erreichen.
    Aber das sind auch erstmal theoretische Werte, beides müßte im realen Vergleich und unter Arenabedingungen verglichen & optimiert werden.

    • Offizieller Beitrag

    Insgesamt hab ich nee Untersetzung wenn man es genau nimmt von 1:18,981 wichtig ist ja auch wie du die Kraft dann auf den Boden bringst, vorne sind bei mir wie ich es jetzt vorherige Woche Raus gefunden habe Gabelstapler Reifen, hinten die selben, nur außen noch mit einer Schicht von Go-Kart Reifen beklebt, da die Reifen dann zum nächsten Event Neu sind, dürfte das nee Menge aus machen im Gegensatz zum letzten Event (hinten Fühlen sich die alten wie Kunststoff an wenn man es mit den neuen mal direkt Vergleicht), wie du schon sagst alles nur Theorie! ;)

  • Wow, die Motoren lesen sich echt nicht schlecht!

    Was mir noch zu etwaigen Problemen einfällt, ist das die Leute vieleicht garnicht so heiß darauf sind, die Räder direkt an die Motoren zu klatschen.
    Denn so geht die gesamte Kraft bei einem Flip (und das damit verbundene unfreiwillige landen) direkt auf die Motorwelle. Ob die das so gerne hat bei einem Gewicht von 100kg, die aus zwei Meter runter kommt. ;)

  • Zitat

    Original von Replikator
    Denn so geht die gesamte Kraft bei einem Flip (und das damit verbundene unfreiwillige landen) direkt auf die Motorwelle. Ob die das so gerne hat bei einem Gewicht von 100kg, die aus zwei Meter runter kommt. ;)


    Das ist natürlich der ultimative Einsatzfall, der etwas außerhalb der Herstellerspezifikation liegen dürfte... Der Radnabenmotor wurde zwar für den Outdoor-Einsatz konzipiert, aber das generelle Problem der ungefederten Masse bleibt natürlich bestehen.
    Vermutlich ist bei 2m-Stürzen der Bürstenmotor aufgrund des internen Aufbaus im Vorteil, immerhin können dort keine Hallsensoren abscheren od. sich sonstwie lösen.

  • Ausweislich der folgenden Bilder ist die Beschaffung geeigneter Radnabenmotoren abgeschlossen.
    Damit könnte m.E. ein wirklich leistungsstarker Bot realisiert werden. Mechanisch ist das mit einem selbsttragenden Alurahmen (inkl. Drehmomentstütze) absolut kein Problem, eine Zeichnung hierzu habe ich bereits erstellt, Materialbeschaffung folgt.

    Bei den abgebildeten Motoren handelt es sich um Rollermotoren, welche recht günstig zu erwerben sind. Die beiden rechten Mot. auf dem ersten Foto stammen vom e-Max-Roller, die linken vom eRoller Leviate. Die Motoren sind quasi neuwertig, kommen aus China und sind elektr. nahezu identisch. Gemeinsam sind die Leistungsangaben von 2,2kW/48V, die Achsen (M14/M16), Reifendurchmesser (41cm) und das Gewicht von 15kg.
    Bei 50A liefert jeder Mot. ein Anlauf-Drehmoment von etwa 40Nm.

    Vorab Bot-Leistungsdaten: 8,8kW/12PS sowie 160Nm Gesamt-Drehmoment (Allrad, 4 x 40Nm).

    Im eRoller sind die Mot. mit einer zul. Hinterrad-Achslast von 170kg definiert, was bei einem Bot einer sensationellen Nutzlast von 680kg entsprechen würde! Selbst bei einem Bot-Gesamtgewicht von 1t (1000kg!) wären die Motoren elektrisch noch innerhalb ihrer Spezifikation, da die Ursprungsroller Zweisitzer sind, mit einem zul. Gesamtgewicht von jeweils > 270kg...

    Einzig die Leistungselektronik macht mir jetzt noch einige Sorgen, immerhin handelt es sich um BLDC-Motoren (bürstenlos). Wie auf den Bildern zu sehen hat jeder Mot. 3 dicke Leitungen (Motorphasen) und 5 dünne (Hallsensorik). Die Leistungselektronik muß mittels Auswertung der Hallsignale (= Rotorstellung) unter Zuhilfenahme von 3 Halbbrücken gemäß einer Tabelle einen Strom einprägen. Ich werde dazu die hier im Forum von mir vorgestellte H-Brücke um 2 MOSFETs erweitern. Vermutlich werde ich zunächst ein Labormuster und später ein Layout erstellen, da mir der Aufwand für 4 Labormuster ziemlich hoch erscheint. Dazu benötigen die 4 Power-LP auch noch einen Master-Controller, welcher alle LP synchron vernetzt und die Schnittstelle zur Steuerung darstellt (FB).

    Als nächsten Schritt werde ich einen Motorprüfstand aufbauen, um Radnabenmotor und Leistungselektronik in Betrieb nehmen zu können.
    Entgegen der ursprünglichen Roller-Steuerung, welche bei Leistungsreduktion einen Freilauf erzeugt, werde ich die Mot. in einer Art Servo-Steuerung betreiben, wo der laufende Motor (ähnlich einem Schrittmotor) beim Abtouren gebremst wird (und nicht freiläuft). Dadurch dürfte eine höhere Dynamik und bessere Steuerbarkeit erreicht werden.
    Also noch viel Entwicklungsarbeit...

    Rechts 2x e-max, links 2x Leviate:

    Oben 2x e-max, unten 2x Leviate:

    edit:

    Habe eben nochmal in die COC-Papiere des e-max gesehen: die im Betrieb max. zul. Belastung auf der Hinterachse (also Radnabenmotor) beträgt 170kg (Zeile 14.2) und die statisch max. zul. Belastung beträgt 195kg (Zeile 14.3).
    Ein Bot mit 4 dieser Motoren hätte also gigantische Nutzlastkapazitäten...
    .

    Einmal editiert, zuletzt von Lars (28. Oktober 2013 um 10:41)

    • Offizieller Beitrag

    Mit den Radnabenmotoren hast du ein schönen Projekt gestartet.
    Bei einem Einsatz in einem Heavyweight halte ich, wie weiter oben schon angedeutet wurde, die Achsen für nicht ausreichend stabil. Hast du schon einen Motor geöffnet und nachgeschaut ob man die Achse gegen eine Achse mit grösserem Durchmesser tauschen könnte?

    Was kosten diese "nahezu neuwertigen" Motoren?

    Gruss Dirk

    • Offizieller Beitrag

    2 Minuten Google! ;)

    http://www.ebay.de/itm/Radnabenmo…c-/121180330082

    http://de.aliexpress.com/item/48V-2000W…/652365681.html

    http://de.aliexpress.com/w/wholesale-wheel-hub-motor.html

    http://de.aliexpress.com/w/wholesale-wheel-hub-motor.html

    http://de.aliexpress.com/item/High-Qual…/816455891.html

    http://elweb.info/dokuwiki/doku.php?id=radnabenmotor

    siehe ganz oben erster Poste...

    Zitat

    Original von Lars
    Ich habe mir einige Radnabenmotore angesehen und bin auf ein Standardmodell der Chinesen gestoßen, welcher regelmäßig in Elektroroller verbaut wird (ab 160$ zzgl. Zoll)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    man seit ihr alle Faul!


    Wieso? Einer findet was und erzählt (postet) es der Gemeinde. Das nennt man "Austausch" und alle sind auf dem gleichen Wissensstand (bevor jeder selbst herumsucht und "nichts" findet....)

  • Zitat

    Original von Flatliner
    Bei einem Einsatz in einem Heavyweight halte ich, wie weiter oben schon angedeutet wurde, die Achsen für nicht ausreichend stabil. Hast du schon einen Motor geöffnet und nachgeschaut ob man die Achse gegen eine Achse mit grösserem Durchmesser tauschen könnte?

    Was kosten diese "nahezu neuwertigen" Motoren?


    Zu 1) Öffnen möchte ich diese chinesischen Qualitätsmotoren eher nicht, für einen erneuten Zusammenbau wird eine Montagelehre benötigt, die ich nicht habe. Ich glaube auch nicht, dass die Mot. für einen Achsentausch geeignet sind. Für einen Bot-Einsatz im (Schau-)Kampf sind die Mot. ggf. zu empfindlich, ist aber nur eine Vermutung von mir. Möglicherweise gibt es mech. Maßnahmen, die hier einem Ausfall/ einer Beschädigung entgegenwirken. Für meine Zwecke (Einsatz im Erprobungsträger, Kamera-Fz.) sind die Mot. allerdings ideal, da der mech. Aufwand extrem gering ist.

    Zu 2) Die Mot. werden deutschlandweit von einem Roller-Importeur als Ersatzteil angeboten, Kosten zzgl. Versand ca. 630€/Stck. Ich habe die Mot. in den letzten Wochen für durchschnittlich 120€/Stck. zugekauft. Drei sind gelagert aber unbenutzt, der vierte hat 700km Laufleistung (was ich noch als neuwertig einstufe). Es gab mal (od. gibt noch) ein Elektroroller-Selbstbauprojekt, aus welchem die Leviate-Mot. oftmals abfallen.
    Allerdings bestünde die Möglichkeit, diese Mot. selbst aus China zu importieren. Diese liegen dann so ab 99$ zzgl. Versand & Zoll.

    Heute habe ich die Mot. gewogen, erfreuliches Ergebnis:

    - e-max 15,2kg
    - Leviate 12,0kg

    Demnach wären die Leviate besser geeignet.
    Leistungstechnisch werde ich die Mot. wohl nicht ausreizen, bei max. 120A Batteriestrom (U_nenn= 51,2V) liege ich bei ca. 50%. Eine Leistungsklasse kleiner (und damit leichter und weniger massebehaftet) würde also auch gehen, leider sind Kompletträder mit 800W sehr selten; hier wäre ein Direktimport hilfreich (ggf. Sammelbestellung?).
    Für mich z.Zt. nicht infrage kommen diese Fahrrad-Radnabenmotoren, die eingespeicht werden müssen.
    Als nächsten Schritt muß ich mir einen Motorenprüfstand bauen, wo ich die Mot. einhängen und ausgiebig testen kann. Dazu muß natürlich eine BLDC-Steuerung mit 3 Halbbrücken aufgebaut werden, wobei ich auf meine Erfahrung aus meinem eQuad-Projekt sowie der hier von mir vorgestellten Leistungselektronik zurückgreifen werde.

    Zusatz / edit:

    Der Einsatz dieser Radnabenmotoren lag nahe, da ich bereits einige Erfahrungen mit diesem Motorentyp habe. Ich habe letztes Jahr mehrere eRoller (u.a. e-max und Tisong) von Blei auf Lithium umgerüstet. Dabei zeigten sich diese Motoren recht belastbar, da im e-max-Steuergerät (auf dem Foto das außen am eRoller sitzende Metallgehäuse, links-oberhalb vom Motor) sich die Strombegrenzung mit einer Drahtbrücke von 45A auf 65A erhöhen läßt... 8) Der e-maxe geht danach ab wie ein kalter Schnaps, vergleichbare Verbrenner haben keine Chance! Dabei wurde bislang lediglich ein Controller beschädigt, der Motor aber überstand die 65A-Belastungsfahrten problemlos. Die Controller werden übrigens hauptsächlich deshalb beschädigt, weil die MOSFETs innen zur Kühlung an das PORÖSE Gußgehäuse geschraubt werden - dank unebener Auflagefläche und unzähligen Lufteinschlüssen mit mangelhafter Wärmeabfuhr...

    Nachdem ich nun im Besitz der 4 Radnabenmotoren bin gibt es einen weiteren Punkt, welcher für dieses Projekt spricht: da ich meine eRoller mit einem transportablen Lithium-Akku ausgestattet habe, kann ich diesen auch im Radnaben-Bot einsetzen. Der Akku visualisiert Spitzenstrom, Verbrauch und Unterspannung (WattsUp) und wurde von mir bereits in meinem eQuad mit Anfahrströmen von 120A erfolgreich getestet.

    In einem der obigen Link stand zu lesen, dass es Radnabenmotoren gelegentlich an Drehmoment mangelt. Bei den eRollern konnte ich das z.T. auch beobachten, was m.E. an zwei Dingen liegt: die eRoller fahren meist in einem leistungsreduzierten Eco-Mode (frühzeitige Strombegrenzung), vermutlich wg. Reichweitenerhöhung und Vermeidung des Peukert-Effektes bei Blei-Akkus. Außerdem liegt die Ansteuer-PWM fast immer > 16kHz, was dann zwar nicht mehr hörbar ist, aber - obwohl der Strom ansteigt - sich das Drehmoment nicht weiter erhöhen läßt. Eigene Versuche von mir im Bereich 4...8kHz hatten bei gleichem Strom ein spürbar höheres Drehmoment zur Folge. Ziel ist also für einen bestimmten Motor die optimale Ansteuerfrequenz zu ermitteln und dann (für ein maximales Drehmoment) vom Controller aus einen möglichst hohen Strom in den Motorstrang einzuprägen. Hartes Schalten induktiver Lasten und eine exakte Strombegrenzung, welche direkt auf die Treiber-HW wirkt, wären unerläßliche Eigenschaften der Motor-Ansteuerelektronik.

    Somit ist das letzte Wort in Bezug auf das Drehmoment noch nicht gesprochen und eine Abstimmung der Radnabenmotoren auf dem Motorenprüfstand abzuwarten.

    Radnabenmotor im Einsatz: HEADWAY-Akku (51,2V) und eRoller (mit denen ich mal IceMaster besucht hatte):

    3 Mal editiert, zuletzt von Lars (28. Oktober 2013 um 00:06)

  • Um einen Bot aus vier Radnabenmotoren erfolgreich aufzubauen ist es m.E. notwendig, zunächst einen belastbaren Motor-Prüfstand aufzubauen um

    a) jeden der Radnabenmotoren in Betrieb nehmen und vor Einbau testen zu können,
    b) die Steuerelektronik unter Teillast möglichst optimal auf den Radnabenmotor abzustimmen,
    c) den Entwurf der Steuerelektronik zu verifizieren.

    Den Prüfstand selbst aufzubauen ist wenig kompliziert, ein paar Aluprofile aus dem Baumarkt tun hier Genüge.
    Völlig anders sieht es mit der Leistungselektronik aus! Die muß von mir von Grund auf entworfen, aufgebaut, getestet und zur Serienreife gebracht werden, da ich ein Layout erstellen möchte. Die am Markt üblicherweise verfügbaren eRoller- bzw. BLDC-Controller sind hierfür ungeeignet, da diese den Motor niemals im Servobetrieb ansteuern (also beim Abtouren definiert bremsen). Außerdem handelt es sich um reine Steuerungen, ohne die Möglichkeit einen Regelkreis aufzubauen.

    Der Aufbau der Steuerelektronik wird folglich sehr zeitintensiv sein. Ein Bot mit Radnabenmotoren benötigt davon vier Stück, jede mit 60A Dauerstrom und 180A Motorstrang-Spitzenströme!

    Für mein eQuad (Projekt "eQuad2009", erstes in Deutschland auf E-Traktion umgebautes und mit Lithiumzellen öffentlich betriebenes Leicht-Fz. bis 45km/h) habe ich die Steuerung selbst entwickelt und aufgebaut. Das Prinzip vom eQuad (2kW-BLDC-Motor) wäre auf dem hier gewählten Typ Radnabenmotor übertragbar und die Erfahrungen müßen folglich in den neuen Controller einfließen; deshalb möchte ich den Werdegang der eQuad-Steuerelektronik hier kurz vorstellen.

    Der Aufbau erfolgte 2009 mit 6 MOSFETs vom Typ IRFP2907. Bedauerlicherweise fließen bei 120A Batteriestrom im Motorstrang beim Anfahren mit 270kg Gesamtgewicht über 250A - zuviel für nur EINEN IRFP2907...!

    Deshalb erfolgte 2010 ein sog. MOSFET-Paralleling mit 12 MOSFET vom Typ IRFP3077 - war damals der MOSFET mit dem WELTWEIT GERINGSTEN RSon; das stand sogar so im Datenblatt drin.
    Leider mußte ich dabei einen Kompromiss eingehen, wie auf den Fotos leicht zu erkennen ist: da die Lochraster-LP nur für einen MOSFET vorgesehen war, setzte ich den zweiten einfach auf dem KK über den ersten und verlängte die "Beinchen" mit massiven Kupferdraht. Das ist natürlich - Profis werden es erahnen - grottenmäßig unsymetrisch. Bis zu 100A Dauerstrom geht das sogar gut, die urspünglichen Verluste des 2907 wurden mehr als geviertelt. Danach driften die FETs aufgrund der Unsymetrie aber auseinander, was im Extremfall zur Überlastung der jeweiligen Halbbrücke führt und zwar umso schneller, je höher die schädlichen Leitungsinduktivitäten sind. Bei mir war es die C-Phase (Motorzuleitung), welche ca. 10cm länger als die der anderen Phasen ist (auf den Fotos liegt die C-Phase links außen). Und da die FET-Entwicklung auch bei IR weiterging (und es urplötzlich FETs mit noch geringeren RSon als den weltweit geringsten gab) habe ich etwas völlig unkonventionelles getan: ich ersetzte NUR die linken 4x IRFP3077 (Halbbrücke der C-Phase) durch 2x IRFP4368, die beiden anderen Halbbrücken (A & B) behalten weiterhin die 8x IRFP3077!
    Damit läuft das eQuad bis zum heutigen Tag...

    Wer auf den Fotos genau hinsieht stellt fest, das ich an den L-FETs Temperatursensoren montiert habe. Diese sitzen zwar vorn auf dem FET und nicht am KK, dennoch läßt sich dadurch der Temperaturverlauf sehr gut nachvollziehen (und während der Fahrt im LCD vom eQuad-Bordcomputer anzeigen). Obergrenze sind 99°C, welche ich mit den 2907 sogar erreicht hatte (Belastungsfahrt im Gelände).

    Die eQuad-Steuerelektronik ist somit Grundlage für den hier benötigten und neu zu definierende BLDC-Controller. Und da ich weder einen potenten Sponsor noch einen studentischen Fachbereich zur Verfügung habe, muß ich alles allein erledigen! Dies ist hochgradig anspruchsvoll und kann sich sogar über Jahre hinziehen (wenn es als Hobby nebenbei läuft), wie ich mal mit den folgenden Bildern beispielhaft aufzeigen möchte.

    Erste Version im Jahr 2009 mit 6x IRFP2907, Glimmerscheibe und jede Menge Wärmeleitpaste. Temp.-Sensor am 4. FET von links (L-FET der B-Phase), rechts am KK der LM317-Spannungsregler, unten links der ATMEL-µC ATmega8:

    Im Jahr 2010 überarbeitet mit 12x IRFP3077 (MOSFET-Paralleling), modifiziertem KK, hochtechnische Wärmeleitfolie und externe Strombegrenzung und Unterspannungserkennung (ext. Elektronik auf nächsten Foto sichtbar):

    Im Jahr 2013 überarbeitet mit 2x IRFP4368, 3 temp.-geregelten Lüftern in der Gehäuserückwand, weiteren Temp.-Sensor am 2.FET von links (L-FET C-Phase). Im Vordergrund die ext. Elektronik (Überstrom, Unterspannung) und links oben die 3 beschädigten IRFP3077, denen der "Hut" hochgegangen ist (erkennbar an den weggeplatzten Source-Beinchen). Der Source-Anschluß vom MOSFET stellt lt. IR-AN den heißesten Punkt außerhalb vom Case dar, und keineswegs die rückwärtige Kühlfläche. Daher immer schön viel Kupfer am Source aufbringen:

    2 Mal editiert, zuletzt von Lars (28. Oktober 2013 um 16:17)

  • Tut sich zu dem Thema hier noch was? Ist ja schon fast 1 Jahr her und uninteressant ist es auch nicht.

    Erfahrungen sind was sehr nützliches, leider macht man sie erst kurz nachdem man sie gebraucht hätte...